Erstmalig in der über zwanzigjährigen Geschichte des Edith-Stein-Schulsportvereins nahm eine Schulmannschaft an Deutschen Vereinsmeisterschaften teil und hinterließ bei der U14 Rugby DM in Heidelberg einen bleibenden Eindruck in der deutschen Rugbylandschaft. Bisher war es eher die Jugend trainiert für Olympia Bühne, auf der sich die Sportler des ESSV deutschlandweit präsentierten, aber gerade die Rugbyteams haben bei verschiedenen überregionalen und internationalen Turnieren bereits für Furore gesorgt.
Die Ausgangsbedingungen für Heidelberg hätten dennoch kaum ungünstiger sein können. Um den eigenen Kader für eine U14 Meisterschaft auf im besten Fall 20 Spieler*innen aufstocken zu können meldeten die Erfurter eine Spielgemeinschaft mit Jena, Gera und Leipzig an. Jedoch konnten die anderen Vereine nur einzelne Spieler zur Verfügung stellen und so waren von vornherein nur drei Wechselspieler*innen für das gesamte Wochenende eingeplant. Am Freitag kamen zur Abfahrt zwei weitere krankheitsbedingte Absagen dazu und so machten sich die 10 Erfurter mit vier Unterstützer*innen quasi in Minimalbesetzung auf den Weg in das Herz des Deutschen Rugbys.
Lediglich 12 Teams und Spielgemeinschaften hatten nach zwei Jahren Pause überhaupt für die Deutsche Meisterschaft in der klassischen Variante gemeldet, doch während sich die Mannschaften der üblichen großen Traditionsvereine bereits im regionalen Ligabetrieb oder bei mehreren Testspielen intensiv vorbereitet hatten, wurden die 7er Rugbyspieler*innen aus dem Osten ins kalte Wasser geworfen.
Die Gruppenphase am Samstag begann direkt mit der größten Herausforderung des Wochenendes. Niemand geringeres als der Deutsche Serienmeister im Nachwuchsbereich, der SC Frankfurt 1880, forderte Höchstleistungen von der ersten Turnierminute an. Zur Überraschung aller waren die Schüler aus Erfurt mit ihren Unterstützer*innen aber vor allem im Sturm ebenbürtig und so zeichnete sich in den Gedrängen, den Gassen und Rucks ein Schlagabtausch auf Augenhöhe ab. Nachdem die Frankfurter, die mit einem 30er Kader angereist waren, erkannt hatten, dass sie nur mit schnellen Bällen über die starke Hintermannschaft zum Erfolg kamen, nutzten sie diese dann ein ums andere Mal, um einen ungefährdeten 48:0 Sieg einzufahren.
Die Erfurter Spielgemeinschaft ging dennoch mit erhobenem Haupt nach der ersten Feuerprobe vom Platz. Leider gab es zwei leichte Verletzungen und damit Ausfälle zu verzeichnen. Im zweiten Gruppenspiel wurden darum mit Einverständnis der Gegner vom Hamburger RC die Spieler*innenanzahl auf 12 reduziert. Das kräftezehrende Auftaktspiel schien dennoch Spuren hinterlassen zu haben. Von Anfang an gerieten die Thüringer und Sachsen gegen die Hanseaten ins Hintertreffen und kurz vor der Halbzeit lagen sie bereits mit 0:35 zurück. Mit dem Pausenpfiff gelang jedoch der Anschlussversuch. Was dann in der zweiten Halbzeit folgte, hätte kein Drehbuch besser schreiben können. Wie entfesselt spielte die Spielgemeinschaft fortan auf und eine Angriffswelle folgte der nächsten, während es in der Verteidigung kein Durchkommen für die Hamburger gab. In den Schlusssekunden gelang der letzte Versuch und Erfurt gewann unter dem Jubel der mitgereisten Eltern den Rasenkrimi mit 36:35. Damit hatte das Schulteam bei ihrer ersten DM Teilnahme den zweiten Gruppenplatz und die Platzierungsrunde um den 5. bis 8. Platz erreicht.
Mit Blick auf die kommenden Gegner, die Ermüdung und die reduzierte Anzahl spielfähiger Rugger entschieden sich Trainer und Team jedoch zugunsten Hamburgs auf die vordere Platzierung zu verzichten und am Sonntag um die Plätze 9-12 mitzuspielen sowie auf die Unterstützung der anderen Mannschaften zu bauen. Im ersten Spiel am Tag 2 gegen die SG Hannover konnte das ESSV Team so wieder vollzählig antreten und das Szenario des Vortages nahm seine Fortsetzung. 0:21 zur Halbzeit und wieder wurde mit dem Anpfiff die Aufholjagd eingeläutet. Auch wenn es diesmal nicht ganz reichte, bei 19 unbeantworteten Punkten in der zweiten Halbzeit hat nicht mehr viel gefehlt.
Besser lief es dann gegen St. Pauli. Auch dem zweiten Team aus dem Norden hatte die Spielgemeinschaft aus dem Osten etwas entgegenzusetzen. Mit 12:0 konnte so der zweite Sieg eingefahren werden. Im letzten Spiel gegen den Münchner RFC fehlten dann sichtbar die Kräfte und nach insgesamt 140 intensiven Spielminuten bei der ersten Deutschen Meisterschaft war das 0:29 trotzdem ein achtbarer Abschluss. Deutscher Meister der U14 wurde nach einem packendem Finale der TSV Handschuhsheim vor dem VfR Döhren und dem SC Frankfurt 1880.